Wir wollen keine Werbeagentur (mehr) sein!

Einige Kollegen waren überrascht, anderen stand der Schweiß auf der Stirn, als es unser Chef verkündete. Doch es gibt gute Gründe, warum wir keine Werbeagentur mehr sein wollen. Sebastian erklärt es in diesem Artikel.

Wenn ich bis vor einiger Zeit gefragt wurde, was ich beruflich tue, habe ich es mir gern einfach gemacht: „Ich arbeite in einer Werbeagentur.“ Mit diesem Begriff konnten und können alle Menschen sofort etwas anfangen. Der Begriff ist gesetzt und gleichzeitig voller Klischees. Das hatte auch immer einen gewissen Reiz. Denn mit der (vermeintlich) großen, bunten, spannenden und ach so hippen Szene in einen Topf geworfen zu werden, hat auch etwas von Bauchpinselei. Allerdings hatte ich bei meiner Standard-Antwort schon immer das Gefühl, dass sie nicht ganz passt und dass sie dem, was mich tagtäglich beschäftigt und für mich Berufung ist, nicht gerecht wird.

Weshalb also keine Werbeagentur, wenn es doch eine so leicht verständliche Beschreibung ist? Weil wir nur selten Werbung machen. Zumindest nicht das, was man gemeinhin als Werbung bezeichnet. Ich will das gar nicht verteufeln, im Gegenteil. Aber das, was wir (und die meisten Kolleginnen und Kollegen aus unserer Branche) Tag für Tag entstehen lassen, ist – ja, was eigentlich?

Wir haben uns im Team sehr intensiv damit beschäftigt und einen Begriff nach dem anderen verworfen. Wir haben den Markt analysiert und recherchiert, wie sich Agenturen rund um den Globus bezeichnen. Die meisten scheinen vor dem gleichen Problem zu stehen wie wir. Und nicht wenige haben ganz eigenartige Wortkreationen hervorgebracht (leider nicht so unterhaltsame wie in der Friseur-Branche).

Was wir auf keinen Fall sind oder sein wollen ist eine „Full Service Agentur“. Zwar sind wir interdisziplinär (oder wie wir sagen: crossfunktional) unterwegs. Wir sind aber keine Generalisten. Wichtiger als „Full Service“ ist uns „Full Thinking“, der Rundumblick, das Erfassen der Gesamtsituation. Schon hier wird deutlich, dass wir mehr leisten als „nur“ Werbung. Denn die strategische Beratung ist in unserer rasanten Multi-Channel-Medienwelt unverzichtbar geworden.

Wir sind bis auf weiteres bei dem Begriff „Kommunikationsagentur“ angekommen. Der ist zwar ähnlich abgedroschen, macht aber deutlich, was wir in jedem, ja tatsächlich in jedem Projekt tun: Wir schaffen Raum für Kommunikation. Auf ganz vielfältige Art und Weise, in den verschiedensten Kanälen und für die unterschiedlichsten Branchen und Zielgruppen. Letztendlich wollen wir, dass Sender und Empfänger miteinander in Kontakt treten. Dabei unterstützen wir. Und wir sind der Überzeugung, dass das meilenweit über den Begriff der Werbung hinaus geht.