ChatGPT: Gute AI-Texte?
Die Faszination ist riesig. Die Medien sind voll von Experimenten, in denen Redakteurinnen und Redakteure die KI zu den skurrilsten Themen interviewen („Wie wirst du die Menschheit vernichten?“), die eigene Bewerbung schreiben lassen oder das fiktive Serienfinale des australischen „Bachelors“ in Auftrag geben. Aber auch das Unbehagen wächst. Wer braucht noch menschliche Texterinnen und Redakteure, wenn eine Maschine innerhalb weniger Sekunden ihre Arbeit übernimmt? Welche Studierenden lernen noch freiwillig, wenn die KI komplette Hausarbeiten verfasst? Und werden die Veröffentlichungen von Verschwörungstheoretikern bald genauso überzeugend klingen wie die Tagesschau? Auch bei inmedium beschäftigen wir uns zurzeit intensiv mit den Möglichkeiten und Grenzen der neuen Technologie. In unserem ersten Blogbeitrag fassen wir zusammen, was man als „Absolute Beginner“ über GPT wissen sollte.
Was bedeutet GPT?
GPT steht für „Generative Pre-trained Transformer“. Das künstliche Intelligenzmodell wurde von OpenAI entwickelt und ist in der Lage, menschenähnliche Texte zu generieren. Es verwendet maschinelles Lernen, um die eingegebenen Texte zu analysieren und darauf basierend neue Texte zu erstellen. Trainiert wurde die künstliche Intelligenz dafür mit unzähligen Texten, darunter Websites, Foren-Einträge, Romane, Sachbücher, wissenschaftliche Artikel, Twitter-Beiträge und Texte aus Wikipedia. Das erste Modell, GPT-1, wurde im Jahr 2018 veröffentlicht. Seitdem wurden mehrere Weiterentwicklungen veröffentlicht, wie z. B. GPT-2 und GPT-3, die leistungsfähiger sind und mit größeren Datenmengen gefüttert wurden.
Was ist ChatGPT?
ChatGPT ist eine Erweiterung von GPT, die speziell für die Verwendung in Chatbot-Systemen entwickelt wurde. Der beliebte Chatroboter wurde mit spezifischen Trainingsdaten und -algorithmen optimiert, um noch besser mit seinen Nutzerinnen und Nutzern kommunizieren zu können. So können ganze Gespräche simuliert werden, der Chatbot wirkt fast wie ein lebensechtes Gegenüber. Programmiert wurde ChatGPT auf Englisch, er antwortet aber ohne Probleme auf Deutsch und in vielen weiteren Sprachen.
Was kann GPT?
Die Anwendungsmöglichkeiten der KI scheinen fast grenzenlos. Sie kann Fragen beantworten, Themen vorschlagen, Texte zusammenfassen, übersetzen und umformulieren, Artikel gliedern und sogar ganze Bücher schreiben. Gerade für die Marketing- und Kommunikationsbranche bietet GPT faszinierende Möglichkeiten, weil es auf Knopfdruck jeden gewünschten Text erzeugt: Blog-Beiträge, Produktbeschreibungen, Social-Media-Posts, E-Mail-Newsletter und sogar Produktnamen und Slogans.
Wie funktioniert die KI-Texterstellung?
GPT basiert auf einer künstlichen neuronalen Netzwerkarchitektur. Es erzeugt seine Sätze durch die sogenannte „autoregressive Textgenerierung“. Das bedeutet: Wenn die KI neue Wörter oder Sätze schreibt, greift sie auf die bereits vorhandenen Wörter oder Sätze zurück und verwendet diese als Kontext. Die neuen Wörter werden eines nach dem anderen „vorhergesagt“ und dem Kontext zugefügt, woraus sich wieder ein neuer Kontext ergibt. Dabei berechnet die KI jedes Mal, welches Wort wahrscheinlich folgt und wählt dieses automatisch aus.
Wo kann ich GPT nutzen?
Es gibt mehrere Text-Software-Tools, die die Technologie verwenden. Die bekannteste ist OpenAI GPT-3. Die im November 2022 veröffentlichte Beta-Version ist zurzeit noch kostenlos. Eine speziell auf Marketing zugeschnittene kostenpflichtige Software entwickelte das Hamburger Start-up Neuroflash.
Wo liegen die Grenzen von GPT bei der Texterstellung?
Ein großes Problem von GPT: Als Nutzerin oder Nutzer kann man nicht nachvollziehen, ob die erstellten Antworten und Texte korrekt sind, da deren Quellen unbekannt sind. Wer die KI beruflich nutzt und gewissenhaft arbeitet, muss also selbst nachrecherchieren.
Die künstliche Intelligenz hat außerdem Schwierigkeiten, den Kontext einer Situation zu verstehen. Auch Ironie, Sarkasmus oder Emotionen zu erkennen, ist nicht ihre Stärke. Dadurch entstehen manchmal unangemessene oder fehlerhafte Texte. Das Programm kann grundsätzlich nur mit dem Material arbeiten, mit dem es trainiert wurde. Die gelieferten Inhalte sind zwar sprachlich komplex, aber austauschbar. Den Sprachstil eines bestimmten Unternehmens kann die öffentlich zugängliche Version ChatGPT nicht wiedergeben – dafür müsste man eine eigene KI selbst mit den entsprechenden Texten trainieren.
Ein weiteres Manko ist die fehlende Aktualität. Der Wissensstand der aktuellen ChatGPT-Version 3.5 liegt im Jahr 2021. Aktuellere Ereignisse können also nicht in die Texte einfließen.
Welche Risiken birgt GPT?
Wie bereits erwähnt, kann die KI fehlerhafte und irreführende Informationen liefern, deren Quellen nicht nachvollziehbar sind. GPT kann böswillig missbraucht werden, um täuschend echt und seriös wirkende Falschinformationen zu erzeugen, zum Beispiel politische Propaganda oder Phishing-E-Mails. Die Texte weisen manchmal große Ähnlichkeit mit bestehenden Texten auf, Probleme mit dem Urheberschutz sind quasi vorprogrammiert. Auch im Bildungsbereich sind noch viele Fragen offen: Werden Hausaufgaben zukünftig unbemerkt von der KI erledigt? Bleiben Selbstständigkeit und kritisches Denken auf der Strecke? Viele Menschen befürchten auch, dass die Textmaschine ihnen den Arbeitsplatz wegnehmen könnten.
Kann GPT kreativ sein?
Die KI kann keine völlig neuen Ideen oder Konzepte erschaffen, weil sie Vorhandenes nutzt und neu zusammenbaut. Natürlich können auch so kreative Ergebnisse entstehen. Aber es ist umstritten, ob eine künstliche Intelligenz auf die gleiche Weise kreativ sein kann wie ein Mensch. Denn Emotionen, echte Erlebnisse und subjektive Erfahrungen gelten hierfür als ein wichtiger Faktor.
Unser erstes Fazit zu der neuen Technologie:
GPT ist ohne Frage faszinierend. Wir finden es reizvoll, eher anspruchslose Fleißaufgaben an die KI auszulagern, um so mehr Zeit für unsere echte Kreativität zu haben. Wir haben aber auch festgestellt, dass die KI noch viel menschliche Begleitung braucht, um ein wirklich wertvolles Teammitglied zu werden. Ohne ein gutes Briefing, die gewissenhafte Auswahl und Überprüfung und die individuelle Bearbeitung bleiben die Texte „Maschinentexte“, die unseren Ansprüchen noch nicht das Wasser reichen können.