Ein kleiner Vogel verändert die Welt

Nein, ganz so dramatisch wie es klingt, ist es dann doch nicht. Allerdings schimpfen einige Unternehmen, deren Geschäftserfolg mit einem guten Suchergebnis bei Google besonders eng verknüpft ist, in diesen Tagen vermehrt über den „Kolibri“.

Der Google-Algorithmus ist sicherlich eines der bestgehüteten Geheimnisse der (digitalen) Welt. Gemeint ist damit die Art und Weise, wie der Suchmaschinengigant zu den Benutzeranfragen die passenden Ergebnisse herausfiltert und auch bei deren Gewichtung zumeist richtig liegt.

Über zehn Jahren hatte das bisherige Verfahren Bestand, immer mal wieder modifiziert durch Updates (beispielsweise „Penguin“ oder „Panda“). Passend zum 15. Geburtstag von Google wurde dann aber zunächst weitestgehend unbemerkt das Projekt mit dem Codenamen „Hummingbird“ (zu Deutsch: Kolibri) ausgerollt, ein gänzlich neu entwickelter Suchalgorithmus, der schon heute mehr als 90 Prozent der Suchanfragen beeinflusst.

Die Mehrheit der Google-User hat von dem Update nicht viel mitbekommen, alles scheint zu sein wie noch zuvor. Für Unruhe sorgt die Neuentwicklung dagegen bei Unternehmen, die besonders auf gute Suchergebnisse angewiesen sind und einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand in die Google-Optimierung Ihrer Seiten stecken – beispielsweise Betreiber von Online-Shops. Denn hier kam es seitdem durchaus zu spürbaren Verschiebungen im Ranking – übrigens durchaus in beide Richtungen.

Was hat Google aber überhaupt bewogen, den funktionierenden Algorithmus neu aufzusetzen? Sicherlich sind es viele (und gut gehütete) Gründe. Was allgemein bekannt ist: Ein Fokus liegt darauf, Benutzeranfragen noch besser interpretieren zu können. Vereinfacht gesagt wird nicht mehr nur nach den einzelnen Wörtern in der Abfrage gesucht. Vielmehr soll Google bei komplexen Suchanfragen die Intention des Benutzers interpretieren und so noch bessere Ergebnisse zur Verfügung stellen.

Etwas mehr Substanz bekommt dieses Prinzip, wenn man davon ausgeht, dass in Zukunft immer mehr Suchanfragen über Sprachsteuerung erfolgen („Conversational Search“) und man mit Google quasi in ganzen, ausformulierten Sätzen kommuniziert statt nur ein oder zwei Stichwörter vorzugeben.